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Pressemitteilung „Nachlese NAMUR Hauptsitzung 2022“ wurde veröffentlicht

vom 2022-12-14

Auf der 85. NAMUR-Hauptsitzung am 10. und 11. November 2022 ging es in diesem Jahr schwerpunktmäßig um das Thema Sicherheit. Fast 600 Teilnehmer aus den Anwenderkreisen der Prozessindustrie sowie geladenen Gästen der Hersteller und Partner-Organisationen konnten erfahren, mit welchem technologischen Ansatz der Sponsor HIMA beim Motto „Sustainable Lifecycle Risk Management“ aufwarten konnte.

Nach zwei Jahren im Online-Modus fand nun endlich die Hauptsitzung wieder in Präsenz statt. Dr. Felix Hanisch (Bayer) eröffnete als Vorsitzender der NAMUR die diesjährige Veranstaltung. Erstmals dabei waren auch die neuen Vorstandsmitglieder Dr. Frank van den Boomen (Covestro), Renatus Neijts (DOW) und Tobias Schlichtmann (BASF). Und damit auch zum ersten Mal ein international besetzter Vorstand.

Schwerpunkt der Eröffnungsrede waren in diesem Jahr die Menschen, die die NAMUR ausmachen. Die Ehrennadel und ein besonderer Dank für ihren langjährigen Einsatz ging an Monika Reek, die im letzten Jahr in den wohlverdienten Ruhestand gegangen war und die über 22 Jahre das NAMUR Büro mit vollem Engagement geleitet hat.
Auch Dr. Andreas Schadt bekam für seine aktive Mitarbeit und die vielen eingebrachten wichtigen Ideen, insbesondere mit Blick auf die Modularisierung der Prozessindustrie, die goldene Ehrennadel verliehen.

Als scheidender Arbeitsfeldleiter wurde Martin Schwibach mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Insbesondere seine „Schwibach ́sche Tunnelbrücke“ wird die NAMUR noch lange begleiten.
Ein kurzer Rückblick über die Highlights 2022 und ein Ausblick auf die Strategie der NAMUR bildeten den Abschluss der Eröffnungsrede.

„Funktionale Sicherheit als DNA“ – so eröffnete Jörg de la Motte (CEO HIMA) den Sponsorvortrag mit dem Titel „Safety goes digital“. Unterstützt wurde er dabei von Sergeij Arent und Peter Sieber. Bereits vor 12 Jahren legte HIMA den Grundstein bei ihrem ersten Sponsoring der NAMUR Hauptsitzung zu diesem Thema. Die Safety Plattform der HIMA ermöglicht die konsequente Digitalisierung der funktionalen Sicherheit und bildet damit die Grundlage für das übergeordnete Ziel des nachhaltigen Risikomanagement über den gesamten Anlagenzyklus.

“Lassen Sie uns weiterdenken! Einfach nur Security mit Produkten zu verknüpfen reicht nicht aus“ so die Aufforderung von Peter Sieber. Anhand von drei Thesen – Security by Design bleibt eine Illusion! / Funktionale Sicherheit erfordert den Gleichklang mit Security! / Ein erfolgreicher Angriff auf die Automatisierung ist vorhersehbar! – erläuterte er, wie die Digitalisierung sicher und erfolgreich umgesetzt werden kann.

Prof. Dr. Karl-Heinz Niemann (Hochschule Hannover) und Marc Risser (BASF) erklärten in ihrem Vortrag auf sehr unterhaltsame Art und Weise, wie Ethernet-APL für Safety-Systems umgesetzt werden kann. Ethernet-APL bietet eine digitale Kommunikation mit bis zu 10 Mbit/s bis zum Sensor und ist auf die Prozessindustrie zugeschnitten. Es versorgt Feldgeräte mit elektrischer Energie und kann in Ex-Zone 1/0 eingesetzt werden. Für Sicherheitsanwen-dungen wird ein etabliertes Protokoll, wie z.B. PROFINET, um einen zusätzlichen Safety Layer erweitert, z.B. PROFIsafe, um physikalische Messwerte sowie zusätzliche Diagnose-informationen zwischen Feldgeräten und Sicherheitssystemen auszutauschen.

Danach tauschten Jens Wiesner (BSI) und Dirk Hablawetz (BASF) in einem kritischen Diskurs die unterschiedlichen Ansichten aus Behörden- und Anwendersicht zu Cyber Safety aus. Alles auf eine Insel stellen, jeden Schaltschrank abschließen, Kommunikationsverbindungen nur bei Bedarf aktivieren und Zugang nur wenigen berechtigten Mitarbeitern gewähren. So oder so ähnlich sieht ein gut abgesichertes Sicherheitssystem in der Realität aus – oder vielleicht doch nicht? Dirk Hablawetz (BASF) und Jens Wiesner (BSI) diskutierten neue Entwicklungen und mögliche Bedrohungen, die durch zunehmende Vernetzung von Sicherheitssysteme im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung entstehen können. Parallelen in der (historischen) Entwicklung von Funktionaler Sicherheit und Cybersicherheit wurden aufgezeigt und eingeordnet. Neben Problemen wurden auch Wege aus dem Dilemma besprochen, denn Digitalisierung wird weiter voranschreiten ...

Den Vormittag beschloss Dr. Felix Hanisch in seinem Vortrag zum Thema „Safety im Kontext Life Cycle und Nachhaltigkeit“. In dieser Präsentation betrachtete er den gesamten Lebenszyklus von Applikationen der funktionalen Sicherheit und setzten diesen und seinen hohen Bedarf an Ressourcen in den Kontext der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte. Dabei stand die folgende Frage im Raum: Schaffen wir es, hohe regulatorische Anforderungen in Einklang mit unserer Wettbewerbsfähigkeit zu bringen und können wir dabei ausreichend effizient vorgehen, um weiterhin genügend Ressourcen für Themen der Prozessoptimierung und - Defossilisierung zu haben?

Das breit gefächerte Workshop-Programm am Nachmittag des ersten Tags mit 30 Beiträgen spiegelte zum einen die Aktivitäten der NAMUR-Arbeitskreise wider und gab zum anderen die Möglichkeit, tiefer in die technischen Lösungen des Sponsors einzusteigen. Darüber hinaus stellten Vertreter von Kooperationspartnern Themen aus ihren Verbänden und aktuelle Entwicklungsstände vor. So wurden Themen wie zum Beispiel Module Type Package MTP, NAMUR Open Architecture NOA und deren Zusammenhang mit dem Ansatz von OPAF, APL, PAT Sensoren, Security, Safety und Verwaltungsschale behandelt. Wer Interesse an den Produkten von HIMA hatte, konnte die Ausstellung des Sponsors erkunden, die auf großes Interesse stießen.

Der zweite Tag begann traditionell mit der Verleihung des NAMUR-Awards. Dr. Stefan Krämer (Bayer) gratulierte dem Gewinner Yak Ortmanns zu seiner Masterarbeit „Anwendung von Reinforcement Learning zur Prozessregelung im industriellen Umfeld“ an der RWTH Aachen. Eine großartige Arbeit zur praktischen Anwendbarkeit von KI zur Prozessregelung.

Danach wurde auch Dr. Thorsten Dreier (Covestro) als ehemaliger Vorstand in die Reihe der Ehrenmitglieder aufgenommen.

Auch ein so wichtiges und prominentes Thema wie Nachhaltigkeit war natürlich präsent auf der Hauptsitzung. Dr. Klaus Schäfer (Covestro) schilderte in seinem Vortrag „Volle Automatisierung. Null Emissionen. / Die Rolle der Digitalisierung auf dem Weg zur Klimaneutralität.“ Wie auch ein energie-intensives Unternehmen wie Covestro erfolgreich den Weg zur Klimaneutralität beschreiten kann. Dabei ist Digitalisierung ein wesentlicher Enabler. Die Vision: „Vollständig digitalisierte Anlagen sind sicher, effizient, zuverlässig, vorhersehbar, transparent, nachverfolgbar, konform und tragen dem demografischen Wandel Rechnung.“

Dann bekam das NAMUR Auditorium Besuch von einem besonderen Gast: Der Laufroboter Spot der Firma Boston Dynamics zeigte live wie fortgeschritten die Technologie mittlerweile ist. In dem dazugehörigen Vortrag beschrieben Peter Welter (BASF) und Yannick Kleppinger (Merck) wie diese sinnvoll in der Prozessindustrie eingesetzt werden können. Den Auftakt hierzu bot der Innovationswettbewerb (Advanced Industrial Robotic Applications Challenge, kurz: AIRA Challenge), in dem von BASF, Bayer, Boehringer Ingelheim, Merck und Wacker gemeinsam unter Schirmherrschaft der NAMUR e.V. mit der INVITE GmbH nach innovativen und autonomen Lösungen gesucht wurde, um Routinetätigkeiten in Chemieanlagen zu automatisieren.

Cloud-Technologien prägen die Diskussionen im klassischen IT-Bereich bereits seit Jahren. Die Erwartungen sind groß, die Versprechungen noch größer: Unendliche Skalierbarkeit, reduzierte Kosten, neue Businessmodelle und ein völlig neuer Umgang mit Daten – das alles soll die Cloud liefern. Ebenso kontrovers diskutiert ist die Frage, ob die vermeintlichen Vorteile der Cloud von der IT auf die OT übertragen werden können. In der Präsentation von Sebastian Gau (BASF) und Christoph Berlin (Microsoft) wurden die aktuelle Adoption von Cloud in der OT kritisch hinterfragt, aktuelle und zukünftige Herausforderungen analysiert und letztlich ein Weg aufgezeigt, wie die Vision Industrie 4.0 in der Prozessindustrie zur Realität werden kann.

Dr. Frank van den Boomen brachte in seinem Vortrag die Sicht des Asset Owners mit ein. Besonders in seinem Fokus: Was ist der Mehrwert?
Abschließend präsentierte er den Sponsor des nächsten Jahres, und gab Ausblick auf die kommende Veranstaltung und Ziele. Bei der NAMUR-Hauptsitzung 2023 können wir uns auf den Sponsor Schneider Electric freuen, der das Motto „Open Automation and Digitalization for Sustainability and Efficiency“ aufgreifen wird. Das immer gut besuchte Treffen der Community der Automatisierungstechnik in der Prozessindustrie wird am 23. und 24. November 2023 wieder in Neuss stattfinden.

Zum Abschluss fasste Dr. Felix Hanisch (Bayer) die sehr erfolgreiche NAMUR-Hauptsitzung noch einmal zusammen, bedankte sich beim hervorragenden Sponsor HIMA und allen engagierten Beteiligten.

Für nähere Informationen:

NAMUR e.V.
c/o Bayer AG
NAMUR-Geschäftsstelle
Gebäude K 9
D-51368 Leverkusen
Telefon: +49 - 214 - 30 - 71034
Internet: www.namur.net
E-Mail: office[at]namur.de


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